• Beitrag veröffentlicht:24.10.2025
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Zwölf Mannschaften kämpften auf sechs Spielfeldern um den Sieg.

Was für ein Prachtwetter zum Abschluss der Herbstaktivitäten im Simmental! Kurz vor dem bevorstehenden Wetterwechsel zeigte sich das Obersimmental anlässlich des Lenker Hornusserturniers vergangenen Samstag, 18. Oktober, nochmals von seiner schönsten Seite

«Bauerntennis» oder «Stratosphären Pingpong», so wird hin und wieder Hornussen doch schon eher despektierlich bezeichnet. Dass Hornussen neben Schwingen und Steinstossen zu einer der drei Schweizer Nationalsportarten zählt, und Spitzenschläger zum Teil fast täglich trainieren, ist einem Grossteil der Bevölkerung nicht bekannt. Alle drei Jahre wird anlässlich des Eidgenössischen Hornusserfestes der Schlägerkönig ausgemacht. Dieser Grossanlass ging vergangenes Jahr in Höchstetten über die Bühne, wo sich der Einheimische und seit Jahren an der Spitze mitmischende Stefan Studer die Krone aufsetzen liess.

Am Lenker Hornusserturnier ging es um kein goldenes Kalb. Die Spieler genossen bei der Austragung ihrer Sportart zum Saisonabschluss die sensationelle Atmosphäre in der Obersimmentaler Bergwelt, liessen jedoch den sportlichen Ehrgeiz nicht vermissen.

Die Mannschaft, welche den Nouss gesamthaft am weitesten schlägt und am wenigsten «Numeros» kassiert, ist am Ende der Tagessieger. Damit dies gelingt, ist von jedem Mitspieler höchste Konzentration gefordert.

«Beim Abschlagen geht es darum, die ideale Technik mit maximalem Krafteinsatz zu bündeln, um den Nouss so weit wie möglich zu schlagen», fasst ein Spieler den Ablauf am Bock zusammen. Bei der Abwehrarbeit im Ries sind Sperberaugen gefragt, um den kleinen, schwarzen Nouss am Himmel auszumachen. Zudem muss versucht werden, die Flugbahn so gut wie möglich einzuschätzen, dies notabene bei einer Geschwindigkeit von rund 200 km/h.

Ein Spielfeld umfasst die Fläche von rund 10‘000 m², was in etwa der Grösse eines Fussballfeldes entspricht. Über sechs Hektaren Land stellten somit die Lenker Landwirte den Organisatoren zur Verfügung, was nicht selbstverständlich ist und von den Verantwortlichen auch entsprechend verdankt wurde.

Bei Schüpbachs aus Boltigen ist Hornussen Familiensache

Stephan Schüpbach verliess vor 23 Jahren das Emmental Richtung Simmental, wo er seither mit seiner Familie lebt und arbeitet. Seinem Sport, dem Hornussen, welchem er seit jungen Jahren frönt, ist er treu geblieben. Und nicht nur das, seine Frau Sarah, wie zwei der Kinder haben den Sport ebenfalls für sich entdeckt und wirken wie Stephan aktiv bei der Hornussergesellschaft von Bigenthal-Walkringen mit. Stephan zieht seinen Stecken auf und schlägt den Nouss mit voller Wucht weit in das gegnerische Spielfeld. Wie gross ist denn sein Trainingsaufwand? Zwischenzeitlich nehme er nur noch einmal pro Woche die knapp einstündige Fahrt von Boltigen ins Emmental unter die Räder. Früher, als er noch in höheren Ligen spielte, war der Trainingsaufwand wesentlich höher. Mindestens zwei Mal die Woche war Aktivtraining angesagt, zusätzlich kam noch Krafttraining im Fitnessraum hinzu, so der 43-Jährige.

Familie Schüpbach

Donat Schürch schlug den Nouss am weitesten

Der Sieg in der Mannschaftswertung ging ins Emmental. An die Leistung der Hornusser von Schüpbach konnte keine andere Mannschaft anknüpfen. Sie schlugen insgesamt am meisten Punkte und konnten ebenfalls als einziges Team sämtliche gegnerische Nousse im Spielfeld abwehren.

Schüpbach

In der Einzelwertung war es Donat Schürch Rüdtligen-Alchenflüh, welcher mit 89 Punkten die Konkurrenz auf die Ränge verwies. Den 2. und 3. Rang belegten Marco Roos und Daniel Leibundgut von Mättenwil-Brittnau. Den Preis als besten Nachwuchshornusser durfte der fünfzehnjährige Alex Stucki aus dem Emmentalischen Langnau in Empfang nehmen.

Sieger Einzelwertung

Abgespecktes Unterhaltungsprogramm

In den Vorjahren fand im Anschluss an den sportlichen Teil immer ein Umzug mit den Dorfvereinen statt, sowie eine grosse Hornusserparty im Festzelt auf dem Gadeplatz mit Live-Musik. Gemäss den Organisatoren, der Hornussergesellschaft Utzigen, sowie der Lenk-Simmental Tourismus AG wurde es immer schwieriger, einheimische Vereine für ein Mitwirken am Umzug zu gewinnen. Gleichzeitig mussten sich die Verantwortlichen eingestehen, dass sich das Interesse am Umzug bei der Bevölkerung und Touristen in Grenzen hielt. Der Umzug wurde somit in diesem Jahr vom Programm gestrichen.

Das Essen für die Spieler und die Rangverkündigung fanden in der Mehrzweckhalle, sowie die Hornusserparty mit DJ im Hirschen statt. Einmal mehr durften die Organisatoren eine positive Bilanz ziehen. Erfreulicherweise fanden sich auch einige Touristen entlang der Spielfelder ein, um den Spielbetrieb zu verfolgen. «Jetzt wissen wir, wie es funktioniert», so ein Gästepaar stolz, während es zufrieden zurück ins Dorf wanderte.

Ueli Zürcher

Impressionen

Hornussen an der Lenk 2025
Hornussen an der Lenk 2025
Hornussen an der Lenk 2025
Hornussen an der Lenk 2025
Hornussen an der Lenk 2025