Ich bin Ramon Widmer, 27 Jahre alt, gelernter Landschaftsgärtner und hornusse seit ich zirka fünf Jahre alt bin. Ich gebe euch einen kleinen Einblick über meinen Unfall und den Neuanfang ins Berufsleben und dem Hornussen.
Ich hornusse trotz einer Beeinträchtigung in der A-Mannschaft der HG Hintermoos-Reiden.
Nach einem schweren Arbeitsunfall mit einem Feldhäcksler im Oktober 2019 verlor ich meine linke Hand. Mein erster Gedanke war „Morgen kann ich wohl nicht zur Arbeit“. Das Erwachen nach der achtstündigen Operation war sehr hart. Sah ich doch meinen linken Arm dick eingebunden und realisierte sofort, dass die Ärzte meine Hand nicht mehr retten konnten. Es folgten Komplikationen und weitere drei Operationen. Doch meinen Lebensmut habe ich nie verloren, wusste ich doch, im Frühling werde ich wieder mit dem Feldhäcksler unterwegs sein und baldmöglichst wieder hornussen.
Aufgeben war für mich nie eine Option. Ich habe meinen Lebensmut behalten und schaute nach ein paar Tagen bereits wieder vorwärts. Nach vier Wochen verliess ich das Spital. Noch vor Weihnachten hatte ich einen Termin im Balgrist-Spital betreffend einer Handprothese. Dieser Termin war sehr sportlich gewählt, meinte mein Orthopädietechniker. Ich bekam nach ein paar Wochen meine kostspielige Roboterhand, welche über meine Gedanken und durch die Impulse der Muskeln gesteuert wird. Dann die nächste Überlegung, wie werde ich künftig mein Hobby ausführen können… Mein Orthopädietechniker bestellte in den USA eine Prothese, welche eigentlich zum Baseballspielen gedacht ist. Leider war diese Prothese nach einigen Hornussversuchen nicht so überzeugend und im Balgrist-Spital konnte man mir keine optimale Lösung mehr anbieten. Der Verein nahm sich meinem Problem an und so haben ein Polymechaniker und ein Fahrzeugbauer mit mir zusammen auf dem CAD ein Modell gezeichnet, welches im Anschluss aus Chromstahl angefertigt wurde. Der Prototyp wurde so konstruiert, dass dieser auf die bestehende Prothese passte. Die ersten Versuche sahen dann schon sehr vielversprechend aus.
Ich spiele seither wieder in der A-Mannschaft von Hintermoos-Reiden und habe meinen festen Platz nicht nur beim Schlagen, sondern auch beim Abtun im Ries. Kaum einer könnte mit nur einer Hand die Schindel so gekonnt einsetzen oder gezielt werfen. Auch beim Schlagen werde ich immer sicherer und der Nouss fliegt immer weiter ins Ries. Früher kam ich im Schnitt auf Streiche von 17 oder 18, heute bin ich bereits bei 16 oder 17. Mein Motto: „Wenn du willst, geht alles“. Bei Heim- oder Auswärtsspielen staunt so der eine oder andere über meinen Willen und dass das funktioniert. Wer mich auf dem Hornusserplatz antrifft darf mich ansprechen, gerne erkläre ich oder gebe Auskunft.
Ich habe tatsächlich meine Arbeit auf dem Feldhäcksler im Mai 2020 wieder aufgenommen und habe noch zwei Jahre im Lohnunternehmen weitergearbeitet. Heute bin in selbständig, arbeite im Tiefbau, Garten- und Landschaftsbau, bediene verschiedene Bagger und meistere meinen Alltag mit ganz viel Freude und Engagement.
Für die Hilfe und Unterstützung nach meinem Unfall bedanke ich mich bei meiner Familie, Freunden und Bekannten. Einen besonderen Dank geht an meine Hornusserkameraden, welche mir mein Hobby wieder ermöglicht haben.