• Beitrag veröffentlicht:04.06.2024
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Vorbereitungen aufs Eidgenössische Hornusserfest 2024

Das Eidgenössische Hornusserfest 2024 in Höchstetten (ehf24) rückt näher. Die Sportlerinnen und Sportler bereiten sich auf den Anlass vor, indem sie ihre körperlichen und mentalen Fähigkeiten trainieren und den Teamgeist pflegen. Wie aber ist es um die Vorbereitungen des Publikums bestellt? Wer Hornusser bei der Ausübung ihres Sports beobachtet, versteht zwar das Grundprinzip, doch es stehen viele Fragen im Raum oder eher auf dem Feld?

Das Hornussen ist ein Mannschaftssport, der draussen, in freier Natur ausgeübt wird. Zwei Teams mit je 18 Spielenden treten gegeneinander an. Die Teams sind alters- und geschlechterdurchmischt. Wenn sich also Frauen für diesen Sport entscheiden, spielen sie im selben Team wie ihre männlichen Kollegen. Für sie gibt es keine eigene Kategorie. Beim Eröffnungshornussen am ehf24 werden zum ersten Mal in der Geschichte des Hornusserverbandes auch die beiden besten Hornusserinnen antreten. Da Frauen in dieser Sportart klar in der Minderzahl sind, beschränkt sich dieser Text der Einfachheit halber auf die männliche Form.

Beim Schlagen steht die individuelle Leistung im Vordergrund.
Jeder Hornusser nimmt jede Position ein im Spielfeld, das hier «Ries» heisst oder an der Abschlagrampe, die man «Bock» nennt. Die Teams wechseln sich ab mit Angriff und Verteidigung. Die Heimmannschaft beginnt mit dem Angriff, also dem Abschlag, die Gastmannschaft verteilt sich im 300 Meter langen Ries, jeder mit einer Holztafel, der «Schindel» in der Hand.

Der Schläger positioniert sich neben dem Bock. Diese Abschlagrampe dient als Führungsschiene für das «Träf», das Vorderteil eines flexiblen Stabs. Der Schläger hält diesen Stab mit beiden Händen und schlägt damit den Nouss, einen schwarzen, 78 Gramm schweren Kunststoff-Puck. Vor dem Schuss nimmt er Schwung auf und stoppt diesen kurz vor dem Nouss. Dieser Vorgang heisst «Anmessen» und signalisiert der gegnerischen Mannschaft, dass der Abschläger bereit ist. Sie rufen «eine» und halten ihre Schindeln bereit. Darauf nimmt der Schläger erneut Schwung und schlägt den Nouss, während die Männer im Ries «jetzt» rufen. Beidseitig des Ries stehen kleine Tafeln mit Nummern, die anzeigen, wie weit der Nouss geschlagen wurde. Zwei Schiedsrichter, je einer der beiden Mannschaften, kontrollieren das Spiel.

Das geschlagene Resultat jedes einzelnen Spielers zählt auch auf das Gesamtergebnis der Mannschaft.

Die Gruppenleistung steht über der individuellen Schlagleistung.
Nun zur Mannschaft, die mit Schindeln in der Hand bereitsteht, den Nouss abzufangen, im Fachjargon «abtun». Die Holzschild misst rund 60 mal 60 Zentimeter und ist traditionell aus verschiedenen Holzarten verleimt. Nach dem Abschlag hat der Abtuer zwischen vier und acht Sekunden Zeit, um den fliegenden Nouss zu erkennen und abzutun, das heisst, ihn im Flug mit der Schindel, die im richtigen Augenblick am richtigen Ort hochgeworfen wird, zu stoppen. Neben Kondition, Reaktion, guten Augen und einem Gefühl für die Flugbahn, braucht es zusätzlich Mut, um dem Nouss, der mit zirka 180km/h angeflogen kommt, entgegenzutreten. Ab Jahrgang 1984 und jünger gilt darum ein Helmobligatorium. Neben Wind und Regen hat die Umgebung wie Wald oder Bäume, einen Einfluss auf die Flugbahn.

Fällt ein Hornuss innerhalb des Ries auf den Boden, ohne dass er von einer Schindel getroffen wurde, wird der abtuenden Mannschaft ein Numero geschrieben, also ein Fehler in der Abwehrarbeit. Wer nach Beenden des Spiels weniger Numeros kassierte, ist Sieger, auch wenn er beim Schlagen eine niedrigere Punktzahl erreichte. Das bedeutet, dass das gemeinsame Abtun höhere Bedeutung hat als die individuelle Schlagleistung und das Team einen höheren Stellenwert als die Einzelleistung. Spielen die Mannschaften ein Unentschieden im Ries, gewinnt diejenige mit mehr Schlagpunkten.

Wer als Beobachter einem Nouss mit den Augen folgen will, kann sich kaum vorstellen, dass dieser bei hohem Tempo abgefangen werden kann. Doch Spieler der NLA kassieren in der Regel keine Numeros, können also alle Nouss abtun.

Ausdauer und Durchhaltevermögen sind gefragt, auch am ehf24.
Jede Mannschaft spielt zweimal im Ries und zweimal am Bock. Von jedem Schläger zählen insgesamt vier Schläge. Ein Spiel dauert demzufolge rund drei Stunden.

Am ehf24 finden Spiele auf 32 Riesen statt, was einer Gesamtfläche von 64 Fussballfeldern entspricht. Jede Mannschaft hat an zwei Tagen je zwei normallange Wettkämpfe zu bestreiten. Je nach Resultat am ersten Tag werden die Mannschaften am zweiten Tag eingeteilt, das heisst, die besten gegeneinander und so weiter.  Total sind 232 Mannschaften angemeldet, davon 14 der 1. Stärkeklasse NLA, 28 der 2. Stärkeklasse NLB und die andern der Stärkeklassen 3 bis 8. Eingeteilt werden diese vom Eidgenössischen Hornusserverband. Die Mannschaften müssen sich nicht qualifizieren, um mitmachen zu können. Doch jeder Hornusser braucht eine gültige Lizenz.

Der Königstich als Höhepunkt.
Das Fernsehen SRF überträgt die Spiele vom Sonntag, 1. September, dem letzten Tag des ehf24, live. Neben der Mannschaftswertung ist der Königstich der Höhepunkt des gesamten Anlasses. Mitspielen können Schläger, die sich bei den einzelnen Stärkeklassen als Sieger qualifiziert haben. Diese acht Hornusser schlagen je nochmals vier Streiche. Der Gewinner wird zum Eidgenössischen Schlägerkönig gekrönt.

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Text und Fotos: Helen Käser-Heeb, Burgdorf

Ihr Ansprechpartner für Rückfragen:
Michael Kummer, OK-Präsident
078 654 20 68
michael.kummer@ehf24.ch

Jeder Hornusser hat sein individuelles Material. Hier die Stecken einer ganzen Mannschaft.