• Beitrag veröffentlicht:26.03.2021
  • Beitrags-Kategorie:Berichte

Gedanken eines abtretenden Aktivhornussers zum heutigen Hornussen als Sport und Spiel.

Coronazeit mit eingeschränktem Spielbetrieb aber Zeit sich einmal Gedanken zu machen, wo wir heute mit unserm Sport und Spiel stehen.

Bekanntlich besteht das Hornussen grundsätzlich aus Schlagen und Abtun. So steht dann auf der Homepage des EHV unter Schlagen und Abtun folgendes:

Jedem gegnerischen Schläger steht beim Abtun die geschlossene Mannschaft gegenüber. Gemeinsamkeit, gegenseitige Unterstützung und Mut sind die Voraussetzungen um den heranfliegenden Hornuss sicher abzutun d,h. mit der Schindel innerhalb oder ausserhalb des Spielfeldes abzufangen. Fällt ein Hornuss unabgetan im Ries zu Boden, wird der abtuenden Mannschaft eine Nummer geschrieben. 

Der mannschaftlichen Geschlossenheit beim Abtun steht beim Schlagen die individuelle Leistung gegenüber. Allein auf sich gestellt versucht der Schläger, mit Mut zum Risiko und hoher Konzentrationsfähigkeit, den Hornuss möglichst weit ins Ries zu schlagen. Kraft, Grösse, Beweglichkeit sowie ein intensives Training sind wichtige Faktoren um grosse Weiten zu erzielen.

Leider ist es heute so, dass nur noch die Schlagleistung zählt und die Mannschaftsleistung (Abtun) irrelevant ist, denn auch die Mannschaftleistung wird fast ausschliesslich durch die Schlagweiten bestimmt, so dass die Kranzgewinner auch die Mannschaftsrangordnung bestimmen. Wenn man Berichte zum Eidgenössischen Hornusserfest 2021 zum Spielbetrieb liest, so sind diese fast ausschliesslich dem Schlagen, Kranzgewinn und Königsstich gewidmet. Das ist eigentlich auch richtig so, denn das Mannschaftspiel existiert faktisch nicht mehr, denn es wird ja hauptsächlich neben und hinter dem Spielfeld gespielt. Insbesondere bei Spitzenmannschaft ist es Pech oder Zufall aber nicht Unvermögen, wenn eine Nummer geschrieben werden muss. Man geht soweit, dass selbst bei starkem Seitenwind der Bock Mitte Ries gerichtet wird und so die Hornusse absichtlich neben das Spielfeld geschlagen werden. Beim Golfen wird bei Seitenwind die Schlagrichtung korrigiert um den Ball im Spielfeld zu halten. Ja selbst beim Schiessen wird bei Seitenwind das Visier korrigiert, so dass man ins Schwarze trifft. Es sollte auch beim Hornussen so sein, dass das Mannschaftspiel im Spielfeld stattfindet. Es bringt ja der Mannschaft nichts, wenn ein Hornuss neben dem Ries abgetan wird. Somit kann gesagt werden Schlagen (Einzelleistung) ist als Sport top. Dagegen ist das Spiel im Ries (Mannschaftsleistung) flop und schon fast bedeutungslos.

Dies alles soll aber nicht heissen, dass irgendetwas an unserm Schlagkult geändert werden soll, denn wir brauchen Vorbilder, Helden Werbeträger und Verlierer. Ein gut getroffener Hornuss bringt für den einzelnen ein gutes Gefühl. Dies alles sollte aber nicht auf Kosten der Mannschaftsleistung gehen. Wenn nur noch das Schlagen (auch für die Mannschaft) zählt werden wir je längers je mehr eine Konzentration der Langschläger in Mannschaften haben, was aber auch zeigen wird, dass noch mehr Mannschaften verschwinden werden. Es ist eine Tatsache, dass sich ältere Hornusser immer früher vom Aktiven Spiel verabschieden und die jungen Hornusser, (auch Frauen), wenn sie mit 18 Jahren nicht das Potenzial  zum Kranzschläger erreichen sich ebenfalls zurückziehen. Dies könnte auch durch die Coronapause noch beschleunigt werden. Der Mannschaft können sie wenige Punkte liefern und auch in der Einzelwertung können sie sich nicht profilieren. So gesehen ist eigentlich auch die Nachwuchsförderung auf dem falschen Weg und es ist heute fast um jede Stunde schade, die in die Nachwuchsförderung investiert wird. Das Training sollte sich ausschliesslich aufs Schlagen konzentrieren, damit die Nachwuchshornusser mit 16 Jahren das Kranzpotential bei den Erwachsenen erreichen, denn nur so bleiben sie dem Hornussen erhalten.

Kurz Zusammengefasst heisst dies, man sollte beim Schlagen in keiner Hinsicht etwas ändern. Hingegen das Mannschaftsspiel sollte man aufwerten und versuchen wieder ein aktives Mannschaftspiel zu schaffen. wo sowohl die Punkte wie das Abtun zum Tragen kommen, und das Spiel wieder im Spielfeld stattfindet. Das Hornussen hat sich in den letzten 60 Jahren insbesondere beim Schlagen sehr positiv entwickelt und einen hohen Standard erreicht, der in der Strukturen auch gebührend berücksichtigt wurde.
Im Gegensatz dazu ist das Mannschaftspiel mit seinen Strukturen vor langer Zeit stehen geblieben und man hat nie versucht in dieser Beziehung  Anpassungen vorzunehmen.

Nachfolgend ein Ansatz wie oben gesagtes umgesetzt werden könnte.

  • Beim Schlagen und der Punktegebung für den Einzelschläger wird alles beibehalten.
  • Das Ries wird z.B. bei Punkt 0/1 um 3 Meter breiter und bei Punkt 19/20 um 6 Meter breiter.
  • Das Spielfeld ist für alle Ligen 120 Meter lang (den in diesem Bereich fallen in allen Ligen über 80 % der Hornusse.
  • Die Aeschelatte wird nach Ligazugehörigkeit festgelegt. z.B. Nationalliga A = 200 Meter / 5 Liga = 120 Meter
  • Einzelschlagpunkte werden wie bisher bewertet. Hingegen für die Mannschaft zählen nur die Punkte die innerhalb des Spielfeldes anfallen oder ausserhalb des Spielfeldes abgetan werden. D.h. wenn jemand in der Nati A eine 9 schlägt und diese abgetan wird erhält sowohl der Einzelspieler wie die Mannschaft 0 Punkte. Wird der Hornuss nicht abgetan hat der Einzelschläger bei 3 Versuchen einen weiteren Versuch (dito wie heute) Damit würden alte, junge und Mittelschläger wieder ein wesentlicher Teil zur Mannschaftsleistung betreffs Schlagen beitragen können, denn das Ziel ist dass die Mannschaft im Spielfeld bewertet wird.
  • Der Bock wird nach Wetterlage und nicht stur Mitte Ries gerichtet, denn wir wollen ja im Spielfeld spielen und wir können aufhören zu jammern, dass der Hornuss windanfällig ist.

Das sind so meine Betrachtungen im neuen Jahr zu unserem Sport und Spiel. Es tut mir als ehemaliger eingefleischter Hornusser weh in meinen alten Tagen mit anzusehen, wie das schöne Mannschaftsspiel bedeutungslos und zur Farce gemacht wird.

Hans Bütikofer
Ehemaliger Präsident GPK

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