Zur Person:
Name: Peter „Böbu“ Bichsel
Jahrgang: 1971
Beruf: Werkzeugmacher / Technischer Kaufmann
Wohnort: Grosshöchstetten
Hornussergesellschaft: HG Zäziwil-Reutenen
Seit knapp einem Jahr bist du Obmann, das bedeutet: Technischer Leiter vom Emmentalischen Hornusserverband EMHV, dem grössten Zweckverband, welcher dem Eidgenössischen Hornusserverband EHV angeschlossen ist.
Wie ist es dir in dieser Zeit ergangen?
Es war bis dato ein sehr aufregendes und interessantes Jahr. Es ging gleich sehr früh los mit dem RC-Höck und anschliessend mit der Gruppenmeisterschaft. Danach konnte ich es bis zu den Sommerferien etwas ruhiger angehen. In allen Gremien und Sitzungen wurde ich sehr wohlwollend aufgenommen und durfte grosse Anerkennung meiner Person gegenüber erfahren.
Im Hinblick auf die Hornusserfeste in Rüderswil bestanden grosse Erwartungen an den neuen Obmann. Dank der vorhandenen und umfangreichen Dokumentationen meiner Vorgänger war es mir möglich, eine eigene Checkliste zu erstellen. Natürlich war es mein Wunsch, ein wenig „Bichsel“ in die Abläufe und Formulierungen einzubringen.
Ein grosses Dankeschön geht an dieser Stelle auch an meine Familie. Sie unterstützt mich bestmöglich und schafft mir so den nötigen Freiraum zur Ausübung meines Amtes.
Was war für dich das Highlight der Saison?
Ganz klar die Hornusserfeste in Rüderswil. Die werden für mich unvergesslich bleiben.
Es war unglaublich mit welchem Einsatz die Hornusser Rüderswil zu Werke gingen und mit welcher Offenherzigkeit ich von allen OK-Mitgliedern unterstützt wurde. Mit grossem Respekt ging ich hier ans Werk. Kaum am Festort angekommen, mussten die ersten Entscheidungen getroffen werden, da das Wetter nicht gerade „hornusserlike“ war, ging es darum, über den Spielverlauf und damit zusammenhängend auch über den Zeitablauf zu befinden. Sobald aber der Böllerschuss ertönte fiel mir ein grosser Stein vom Herzen, denn jetzt galt es, das Fest der Emmentaler laufen zu lassen.
Das grösste aber waren für mich die Hornusser. Unglaublich zu sehen mit welcher Disziplin auf die Entscheide reagiert wurde. Unvergesslich der Einmarsch mit den Ehrendamen und Vereinsfahnen. Ein farbenprächtiges Bild, das bei uns Hornussern Tradition hat.
Ich schaue glücklich und dankbar auf die erfolgreichen Hornusserfeste in Rüderswil zurück.
Was waren deine Beweggründe, das Amt als Obmann im EMHV zu übernehmen?
Für mich war schon immer klar, dass wenn ich eine Funktion auf Verbandsebene übernehme, es etwas sein muss das nah beim Hornusser ist. Dies kommt vielleicht daher, dass ich während 15 Jahren Schiedsrichter beim Fussball war. Auch dort war ich immer nah am Geschehen. In meinem Hornusserrucksack nehme ich verschiedene anspruchsvolle Tätigkeiten in der HG Zäziwil und später Zäziwil-Reutenen mit. Im letzten Jahr hat sich nun die Möglichkeit, das Amt als Obmann zu übernehmen, ergeben und die Hornusser vom EMHV haben mir das Vertrauen geschenkt.
Was möchtest du in dieser Funktion bewegen?
Wie schon gesagt, ist es für mich sehr wichtig nah beim Geschehen zu sein. Wenn ich etwas bewegen möchte, dann ist es, dass die Hornusser versuchen das Hornussen wieder mehr als Spiel zu sehen. Ich weiss und für mich ist auch klar, dass bezogen auf die Meisterschaft wir in den oberen Ligen ganz klar von Sport, wenn nicht gar von Spitzensport reden. Nichtsdestotrotz finde ich es schade, dass wir immer mehr reglementieren müssen, nur weil irgendwo wieder ein Schlupfloch gefunden wird, um eine Entscheidung zu eigenen Gunsten zu erzwingen. Mir ist klar, jeder will gewinnen, aber ist es denn nicht möglich einen Entscheid oder ein besonderes Vorkommnis einfach zu akzeptieren. Schlussendlich ist es eben doch nur ein Spiel.
Wo liegen die grossen Herausforderungen im Hornusserwesen?
Die Art und Weise des Spiels können wir nicht gross ändern. Hornussen besteht nun mal aus Schlagen und Abtun. Was wir aber ändern könnten, ist die Dauer des Spiels. Die vergangenen beiden Jahre haben uns gezeigt, dass die zusätzlich gewonnene Freizeit, Einzelne zu einem Rücktritt bewogen hat. Von dieser Entwicklung sind nicht nur die Hornusser betroffen. Gerade in der heutigen Zeit in der die „work life balance“ und Freizeit immer eine grössere Rolle spielt, müssen wir nach Möglichkeiten suchen, die Spiele zu verkürzen, um so möglicherweise auch an Wochentagen zu spielen. Wenn nicht mehr jedes Wochenende gespielt werden muss, steigt möglicherweise beim einen oder anderen die Motivation, um wieder dabei zu sein.
Wie unterscheidest du Sport und Spiel im Hornussen?
Wie schon erwähnt habe ich den grössten Respekt vor den Leistungen, die in den verschiedenen Ligen erbracht werden. Der Aufwand der zum Teil betrieben wird, ist dem von Spitzensport gleichzusetzten. Es gibt aber eben auch diejenigen, für welche das Hornussen nach wie vor ein Spiel ist, bei dem Freude und Gemütlichkeit im Vordergrund stehen.
Die Schwierigkeit besteht darin, diesen unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden, ohne dass jemand vor den Kopf gestossen wird.
Welche Schwerpunkte siehst du bezüglich des Nachwuchses im Hornussen?
Soll das Hornussen auch weiter bestehen, müssen wir uns ganz klar um unseren Nachwuchs kümmern. In der heutigen Zeit, in der es so viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gibt, ist ein Training mit „nur abtun und schlagen“ für den Nachwuchs nicht attraktiv genug. Dem Nachwuchs muss heute mehr geboten werden. Ich bin aber der Überzeugung, dass gerade da schon sehr viel gemacht wird. Man denke an die ganzen J&S Kurse die angeboten und durchgeführt werden. Ich appelliere hier an alle Verantwortlichen. Schaut in euren Vereinen, wen ihr für den Besuch dieser Kurse motivieren könnt. Nur so können wir das langfristige Überleben des Hornussens sicherstellen.
Welche Erfahrungen hast du als Obmann im EMHV gemacht?
Nur Positive. Überall wo ich war, sind mir die Hornusser mit grossem Respekt gegenübergetreten und haben mich mit ihrem disziplinierten Verhalten immer unterstützt.
In der Funktion als Obmann EMHV habe ich auch die Möglichkeit, mich in der OBK zu engagieren. Dieses Mitwirken im Interesse unserer Hornusserbewegung schätze ich sehr.
Wo liegen deine persönlichen Interessen?
Trotz des verantwortungsvollen Engagements möchte ich einfach Hornusser bleiben. Nicht abheben und als Vereinsmitglied Zeit finden, nah am Geschehen zu bleiben und das Zusammensein während und nach dem Spiel geniessen.
Was wünscht du den Hornusserinnen und Hornussern für die nächste Zukunft?
Nach wie vor viel Freude an unserem Sport/Hobby und vor allem gute Gesundheit.
Danke Böbu für das offene und angenehme Interview. Wir wünschen dir für deine verantwortungsvolle Aufgabe viel Erfolg, Befriedigung und gutes Gelingen bei der Umsetzung deiner Ideen.
Grosshöchstetten, 2. November 2022
Werner Leuenberger