Wie sich das Chorgericht im 18. Jahrhundert mit Hornussern abmühte, hat Jeremias Gotthelf in einer Kalendergeschichte festgehalten.
Hier die Geschichte:
«In der grossen Stube war ein langer, grüner Tisch, dran sass ein langer, magerer Herr, nebendran ein anderer mit einer Feder.
Zu der geöffneten Türe stolperten und drückten sich langsam, so viel wie möglich einer hinter dem andern, ein Trupp junger Burschen herein und stellte sich zuerst den Wänden nach auf, so dass man die Türe nicht zumachen konnte, bis ein graues, aber lustiges Gesicht sagte: «Ihr Donners Stopfeni, gheyet ech dört füre zum Tisch!». Oben am Tisch erhob sich der Lange, Hagere und fragte unter vielem Donnern und Blitzen: «Ihr Söibuebe heyt am Sunntig während der Predigt gsurrmummelt?». Tiefes Schweigen unten am Tisch und verwunderte Blicke hin und her. Oben wieder Donner und Blitz: «Und wohl habt ihr gsurrbrummelt! Und wollt ihr bekennen oder nicht?» Und hinten sagte das lustige Gesicht halblaut: «Seh, könnt ihr d’Gosche nid uftue?». Da sagte endlich einer, er hätte sein Lebtag nie gsurrbrummelt, und er wisse gar nicht, was das sei. Da ging oben das Donnern und Blitzen erst recht an, und hagelte es Drohungen von Hinteregheye und fünfundzwanzig aufs Hintere, und auch unten entstund Bewegung und Gebrummel: man solle den Verleider stellen, und sie wollen das luegen, sie seien keine Hüng nit bim Donner.
Und als die Blitze so recht sich kreuzten und der Donner in allen Ecken widerhallte, da schlich mit den Händen auf dem Rücken schmunzelnd das graue Gesicht den Wänden nach die Stube auf, stellte sich hinter den Hageren und flüsterte ihm zu: «Nit gsurrbrummelt, Herr Schultheiss, ghurnusset, Herr Schultheiss, ghurnusset!». «Jä so, ghurnusset. Ghurnusset heyt dr während dr Predigt! Weit dr bekenne, ihr Söibuebe?».
Da war der Spass aus, das Bekenntnis folgte und darauf die gebührende Busse.»
Peter Schneider, HG Diessbach bei Büren
