• Beitrag veröffentlicht:24.10.2024
  • Beitrags-Kategorie:Berichte

Original als PDF-Datei Seite 1
Original als PDF-Datei Seite 2

Röthenbach siegte und feierte

Als krönender Abschluss der Herbstanlässe an der Lenk fand vergangenen Samstag das Hornusserturnier statt, mit anschliessendem Umzug durch das Dorf sowie einer Party bis in die frühen Morgenstunden. Für die Organisation zeichnete die Hornussergesellschaft Utzigen sowie der Tourismusverein Lenk-Simmental. Ein Rückblick auf einen weiteren gelungenen Anlass, zuhinterst im Simmental.

«Optimales Hornusserwetter», diese Aussage hörte man von den Spielern mehr als einmal, wenn man den sechs Spielfeldern am 19. Oktober entlanglief. Nun, es war nicht kalt, aber bedeckt und bei weitem nicht Postkartenwetter. Für die Mannschaft, welche den 78 Gramm schweren, 62 mm hohen und 32 mm breiten «Nouss» hinten im Spielfeld abwehren musste, war es so jedoch wesentlich einfacher das Spielgerät am bedeckten Lenker Himmel auszumachen als bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, so die Erklärung der Akteure.

Die abwehrende Mannschaft muss den Nouss mit der Holzschindel abfangen.

Hornussen, ein Sport für jedes Geschlecht und jedes Alter
Wohl kaum in einer anderen Sportart ist die Altersdifferenz bei den Spielern so gross wie beim Hornussen. Dies war auch am Turnier an der Lenk nicht anders. 82 Jahre alt war der älteste Spieler, elf Jahre der Jüngste. Aber es gibt noch weitere Eigenschaften, welche es wohl nur beim Hornussen gibt. Denn dieses ist ein Mannschaftssport, aber zugleich auch ein Einzelsport. Das heisst sämtliche Punkte, welche ein einzelner Spieler erzielt, werden im Mannschaftsresultat gewertet, aber gleichzeitig auch in einer Einzelrangliste.

In extremis kann das heissen, dass ein Spieler mit seiner Mannschaft den letzten Rang belegt, aber gleichzeitig die Einzelwertung gewinnt, da er von allen Spielern die höchste Punktzahl geschlagen hat.

Wenn auch in der Minderheit, gibt es doch etliche Frauen, welche dem Hornussersport frönen. So auch Madlen Bernhard, einzige Spielerin der HG Thalgraben. Die 24-Jährige ist begeisterte Hornusserin beim Verein aus dem Emmental. Was denn ihre Motivation sei, in dieser männerdominierten Sportart mitzumischen? «Thalgraben ist ein sehr familiärer Verein und alle kommen aus demselben Ort. Sie sei quasi mit den Hornussern aufgewachsen, habe immer mitgemacht und sei so ein Teil davon geworden.» Die junge Frau fügte gleich noch an, dass sie bei ihren männlichen Mitspielern vollkommen akzeptiert ist.

«Es sieht einfacher aus, als es ist»!
Auch in diesem Jahr hatten die Besucherinnen und Besucher des Turniers die Möglichkeit, einmal selbst einen Stecken (das ist das Schlaggerät) zu schwingen und zu versuchen, den Nouss möglichst weit ins Spielfeld zu schlagen. Das Interesse daran war so gross, dass bis zum Ende des Turniers nicht alle berücksichtigt werden konnten, die ihr Glück versuchen wollten.

Für fast alle Teilnehmer stellte sich dieses Unterfangen als bedeutend schwieriger dar, als vermutet. Trotzdem kristallisierten sich einige Naturtalente heraus, welche den Umgang mit den Hornusserutensilen recht schnell im Griff hatten. Diese würden bei Bedarf problemlos Anschluss in einer Hornussergesellschaft finden, denn auch die Hornusser kämpfen leider, wie viele andere Vereine, vielerorts mit Mitgliederschwund.

Umzug mit Hornusser- und Dorfvereinen
Sämtliche Hornussergesellschaften waren nach Abschluss des Wettkampfs Teil des Umzuges durch die Lenk. Auch etliche Dorfvereine sorgten dafür, dass die Zuschauenden entlang der Umzugsstrecke in den Genuss eines vielfältigen, farbenfrohen Umzugsprogramms kamen.

Die Musikgesellschaft Brislach sowie die Treichlergruppe Strubelgruess waren für den akustischen Teil besorgt. Auf dem Marktplatz kam es zum Finale und die Teilnehmenden verpflegten sich anschliessend im Festzelt oder genossen ein Getränk am Aussenstand.

Sebastian Wyss schlug den «Nouss» am weitesten Richtung Simmenfälle
Wie bereits erwähnt ist Hornussen sowohl ein Mannschafts- wie auch ein Einzelsport. Mit 80 Schlagpunkten holte Sebastian Wyss von der HG Thalgraben den Sieg in der Einzelwertung. Bei der Mannschaftswertung schwangen die Hornusser von Röthenbach oben aus. Somit stammen beide Sieger aus dem Emmental, der Hornusser-Hochburg schlechthin.

Die Besten in der Einzelwertung (von links): Timo Ryser, der beste Nachwuchshornusser, Simon Oberer (3. Rang), Sebastian Wyss (1. Rang) und Daniel Flückiger (2. Rang), umgeben von den beiden Ehrendamen Jasmin Nussbaumund Jael Reusser.
Der 1. Rang der Mannschaftswertung ging an die Hornusser aus Röthenbach.

Das Fest nahm seinen weiteren Lauf. Die Sieger wurden ausgiebig gefeiert und am Abend sorgte die Partyband Schnulze & Schnultze für ausgelassene Stimmung im Festzelt, welches sowohl durch die Hornusser, aber auch durch Einheimische von jung bis alt bis in die Nacht hinein sehr gut besetzt war.

Den Organisatoren darf einmal mehr ein grosses Kränzchen gewunden werden. Ein grosser Dank geht jedoch ebenso an die Landbesitzer, denn ohne die geeigneten Spielfelder wäre es unmöglich, einen solchen Anlass durchzuführen. Nur so konnte den Gästen ein Einblick in eine Randsportart gewährt werden, welche hauptsächlich im Mittelland oder Emmental ausgetragen wird. Für die Hornusser andererseits ist es immer wieder ein Erlebnis, ihren Sport einmal im Jahr in der Obersimmentaler Bergwelt auszutragen.

Ueli Zürcher